Rotes Herz statt grauer Theorie
Foto: Marius Maasewerd
Seminare, die euch nach vorn bringen und Spaß machen: Marco Fritz ist einer von rund 800 Referentinnen und Referenten der IGBCE. Er macht euch zu Fachleuten beim so wichtigen Thema Arbeitsrecht.
Ich würde nie Seminare für die Arbeitgeberseite geben“, sagt Marco Fritz, lacht und fügt hinzu: „Ich habe ein ziemlich rotes Herz.“ Mit dem Start der Ausbildung zum Chemielaboranten wurde er Gewerkschaftsmitglied. Und er merkte bald: „Die Themen, die mich interessieren, die kann ich auch anderen gut näherbringen.“ Bis Marco sich aber als Referent selbstständig machte und zu einem der rund 800 Referierenden der IGBCE wurde, vergingen dann doch noch ein paar Laborstunden.
Ein Jurastudium macht ihn zu einem echten Experten
Den Weg zur Chemie fand Marco schon in der Schule. Ein Praktikum brachte den gebürtigen Freiburger für ein paar Tage zu Novartis nach Basel. Die Arbeit in den Laboren des Pharmariesen faszinierte ihn. „Ich wusste: Das will ich machen.“ Nach dem Realschulabschluss fing Marco bei Pfizer die Ausbildung zum Chemielaboranten an und blieb dort noch einige Zeit in der Stabilitätskontrolle, untersuchte Proben auf Haltbarkeit und Wirkung. Er stieg als IGBCE-Mitglied schnell in die ehrenamtliche Gewerkschaftsarbeit ein, engagierte sich erst beim Arbeitskreis Jugend und war später bis auf Bundesebene aktiv. Auch nach dem Wechsel zu Bionorica in der Nähe von Nürnberg gab er Seminare, etwa zur Bedeutung der Jugendauszubildendenvertretung, und wurde dann freigestelltes Betriebsratsmitglied. Doch Marco wollte mehr. Also wagte er den Sprung und begann in Berlin ein Jurastudium. „Ich wollte zu einem echten Experten für Arbeitsrecht werden“, sagt er heute. Dieses Feld fasziniert ihn, weil es mal um die konkreten Rechte der Arbeitenden und mal um die Rechte und Pflichten von Betriebsräten geht, und weil sich dort ständig etwas verändert. 2019 machte er sich selbstständig. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Marco.
„Man wird mich selten im Anzug sehen.“
Marco Fritz
Seminarziel: für seine Rechte einstehen können
„Man wird mich selten im Anzug sehen“, sagt Marco, in der Lippe und der rechten Augenbraue stecken Piercings, dazu hat er Tattoos. In seinen Seminaren geht er gern mit dem Plenum auf, wie er das nennt. Also kein Frontalbetanken mit Inhalt, sondern gemeinsames Arbeiten an den Themen. Mit Rollenspielen, mit kleinen Übungen, in Teams. Als „erlebnisorientiertes Lernen“ beschreibt der Referent das. „Bei mir darf gelacht werden – auch bei den scheinbar trockenen Themen.“ Marco ist die methodisch-didaktische Aufarbeitung besonders wichtig, seine Flipcharts sind manchmal kleine, bunte Kunstwerke.
Und dann bringt er noch das mit, was man vielleicht nicht lernen kann. „Ich habe eine gute Menschenkenntnis – die habe ich von meiner Mutter und meiner Oma geerbt“, sagt Marco. Als seine Mutter starb, war er gerade 18. Ab da kümmerte sich die Oma – und Marco musste trotz ihrer Hilfe mit einem Schlag erwachsen werden. Das passt zum Lebensmotto der Oma, das auch Marcos Leitbild wurde: „Alles im Leben ist für etwas gut.“
Die Menschenkenntnis hilft, Gruppendynamiken und Bedürfnisse schnell zu verstehen – und die Seminarrunde zu einer Einheit zu machen, in der alle mit Spaß an den Themen wachsen können. Marcos Ziel: „Ich will die Leute fit machen, damit sie für ihre Rechte einstehen können.“ Und eben auch aus Krisen gestärkt die nächsten Projekte angehen können.
Lange, intensive Seminarwochen
Heute ist Marco Referent, Dozent, Berater und Trainer, seine Kernthemen sind Betriebsverfassung, Mitbestimmung, Arbeitsrecht und Betriebsratsarbeit. Oft arbeitet er mehrmals etwa mit Betriebsräten, begleitet sie auf dem Weg zu mehr Miteinander, hilft, Konflikte zu lösen. Marco verbindet dabei das Beste aus drei Welten – kann seine Erfahrung aus dem Arbeitsleben in großen Chemiebetrieben genauso einbringen wie die juristische Ausbildung und die Expertise aus der Gewerkschaftsarbeit. Einige seiner Seminare finden online statt, am liebsten ist Marco aber in den Tagungszentren der IGBCE und BWS wie zuletzt bei der fünftägigen Weiterbildung zur JAV- und BR-Arbeit im Adolf-Schmidt-Tagungszentrum in Haltern am See. Man müsse für diesen Beruf schon belastbar sein. „Seminarwochen bedeuten fordernde, lange Tage“, erzählt Marco. Denn oft beginne der Austausch schon beim gemeinsamen Frühstück, und abends bereitet er dann häufig noch den Tag nach.
Seinen Partner, der am Rande von München wohnt, sieht Marco Fritz deshalb meist nur an den Wochenenden. Und wenn kein Seminar ansteht, trifft man Marco in der Arena der Nürnberg Ice Tigers. Seine Mutter hatte ihn als Kind schon zu Eishockeyspielen mitgenommen. „Da kann ich so richtig abschalten.“