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Das Bildungszentrum in Bad Münder – Ort und Ausgangspunkt des Frauenkollegs der IGBCE. (Symbolfoto)

Foto: Anna-Kristina Bauer

Eine neue Sprache lernen

Das Frauenkolleg ist seit zehn Jahren wesentliches Moment der IGBCE-Bildungsarbeit. In fünf Modulen lernen jährlich zwanzig Frauen, eigene und gewerkschaftliche Interessen gegen Widerstände zu behaupten.

Stärken und Schwächen analysieren, Auftrittscoaching, Agenda-Setting, Verhandlungen führen, Netzwerke nutzen im Frauenkolleg, der IGBCE-Talentschmiede für Funktionärinnen, dreht sich alles um weibliche Durchsetzungskraft.

Um Frauen gezielt zu stärken, braucht es mehr als individuelle Förderung. Es geht auch um strukturelle Veränderungen – um die Repräsentanz an den Orten, an denen Entscheidungen getroffen werden.

Oliver Heinrich, Mitglied im geschäftsführenden Hauptvorstand, bringt es auf den Punkt: „Gute Ideen und hohe Kompetenz allein reichen nicht – Frauen brauchen Repräsentanz, um an den Entscheidungstischen Platz zu nehmen. Nur wenn sie dort mitgestalten, können auch ihre Perspektiven und Lebensrealitäten sichtbar werden. Dafür braucht es neben fachlichem Können auch das Verständnis für Machtstrukturen und den Mut, sie aktiv zu nutzen. Es ist wie das Erlernen einer neuen Sprache – ungewohnt, aber voller neuer Möglichkeiten.“

Seit zehn Jahren bildet das Format erfolgreich Frauen für verantwortungs- und machtvolle Positionen innerhalb der IGBCE und der betrieblichen Mitbestimmung aus.

„Vertrauen erlaubt tiefe inhaltliche Arbeit, die wirkungsmächtige Persönlichkeiten hervorbringt.“

Philipp Martens

Philipp Martens, als Fachsekretär Bildung im KomBi verantwortlich für das Themenfeld Frauen: Warum gibt es ein rein weibliches Kolleg?
Männer haben eigene Räume. Frauen müssen sie erst schaffen, um das Thomas-Prinzip, dass Männer Posten mit Männern besetzen, zu durchbrechen. Die Anzahl der Frauen in Gremien muss dazu eine vernünftige Größe erreichen.

Der Bedarf ist riesig. Wir haben lange Wartelisten für das Frauenkolleg. Denn über ein Jahr mit der gleichen Gruppe zu lernen, hat großes Potenzial. Vertrauen erlaubt tiefe inhaltliche Arbeit, die wirkungsmächtige Persönlichkeiten hervorbringt.

„Am Ende des Programms stehen Persönlichkeiten, die sich ihrer Stärken bewusst sind.“

Sephora McElroy

Sephora McElroy, Coachin für Persönlichkeitsentwicklung und IGBCE-Referentin: Was bedeutet Macht für Frauen?
Nur wer Macht hat, kann auch gestalten. Seit Jahrhunderten prägen Männer Machtstrukturen und damit die Spielregeln. Doch Macht kommt von machen. Und gestalten können Frauen ebenso – wenn sie ihre Macht bewusst für sich nutzen. Das lernen sie im Frauenkolleg: Macht verstehen, Macht annehmen und Gestaltungskraft entwickeln.

Es ist bereichernd zu sehen, wie viel Potenzial Frauen mitbringen und wie schnell sie es entfalten, wenn der Rahmen dafür da ist. Im Frauenkolleg erleben wir Frauen, die Verantwortung übernehmen, klarer in ihrer Haltung und entschlossener im Handeln. Sie entdecken ihre eigene Gestaltungskraft, entwickeln strategisches Denken und wachsen über sich hinaus. Am Ende des Programms stehen Persönlichkeiten, die sich ihrer Stärken bewusst sind und bereit, sich aktiv in Entscheidungsprozesse einzubringen.